Die vergessenen Türme
Di., 20. September 2011
Einige von Euch haben mich nach dem nächsten Mallorca-Buch gefragt, deshalb möchte ich Euch hier eine Leseprobe meines neusten Manuskripts vorstellen:
Stellt Euch vor, ihr fliegt nach Mallorca. Sonne, Strand und Erholung schweben euch vor. Doch kaum habt ihr den ersten Fuß auf mallorquinischen Boden gesetzt, kommt alles anders…
Talayot – Die vergessenen Türme Mallorcas
Prolog
Die Sichel des Mondes verblasste im milchigen Licht der aufkommenden Morgendämmerung, als die Novizinnen und Priesterinnen aus ihren Hütten und Häusern traten, um auf den steinernen Stufen vor dem heiligsten der Heiligtümer Aufstellung für die Hymne des beginnenden Tags zu nehmen. Auch Szanoa reihte sich in die Schar der Frauen ein.
„Du begibst dich auf die oberste Stufe und übernimmst die erste Stimme“, ordnete die Hohepriesterin an, und Szanoa folgte der Anweisung.
Erfüllt von Zufriedenheit beobachtete Maggruda ihre Nachfolgerin. Das war die Szanoa, die sie kannte. Voller Ausstrahlung und Magie. Die glänzenden dunklen Haare fielen in Kaskaden über ihren Rücken, der Überwurf aus feinstem Wildleder wies an den Rändern all die geheimnisvollen Zeichen auf, die sie inzwischen gelernt hatte und umhüllte sanft die Rundungen ihres aufrechten Körpers. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne vertrieben die letzten Schatten der Nacht, als die Priesterinnen einstimmig zu ihrem Morgengesang anhoben. Anfangs sang Szanoa noch im Einklang mit den anderen, bis sich ihre Stimme klar und kraftvoll über den Chor erhob. Die Schicksalsschläge der vergangenen Zeit hatte die junge Frau gut verkraftet, sie hielt den Kopf wieder aufrecht. Die Wolke der Unsicherheit, die sie eingeschlossen hatte, wie düstere Nebelschwaden die sich über die Landschaft legen, war gewichen.
Gerade wollte Szanoa Luft holen, um erneut in den Gesang einzustimmen, da verharrte sie unvermittelt in ihrer Bewegung. Die Arme leicht angehoben, löste sich kein Ton aus ihrer Kehle. Wie versteinert starrte sie in den blassen Morgenhimmel.
Was war das?
Was sah sie da?
Schnell und schneller liefen Bilder vor ihrem geistigen Auge ab, die sich erst in Ungläubigkeit, dann in blankem Entsetzen auf ihrem angespannten Gesicht zeigten.
Maggruda erbleichte. Die zukünftige Hohepriesterin des heiligsten der Heiligtümer hatte durch die Gnade der Göttin die Gabe des Sehens erhalten. Doch was wurde der jungen Frau gewahr, das sich in Form von derartigem Entsetzen in ihren panisch aufgerissenen Augen spiegelte?
Der Gesang der Priesterinnen verebbte wie eine zurückweichende Welle am großen Wasser und eine bedrohliche, undurchdringliche Stille legte sich über den heiligen Berg. Gebannt sahen die Novizinnen und Priesterinnen zu Szanoa auf, die, die Hände zu Fäusten geballt, zu einem durchdringenden Schrei ansetzte.
„Neiiiin!, schrie sie voller Verzweiflung. In ihren Augen stand schiere Panik. „Nein! Im Namen der heiligen Mutter, tu das nicht! Im Namen meiner Liebe, das darf niemals geschehen!“
Sprachlos und von einer bangen Vorahnung ergriffen, verfolgte Maggruda das Ereignis. Die Züge ihrer Nachfolgerin waren zu einer Maske des Grauens verzogen, ehe Szanoa aufschluchzte, ihren Überwurf raffte und wie von Sinnen in Richtung der steinernen Stufen stürmte, die hinab in die Ebene führten…
Das macht richtig Lust auf mehr! Vor allem , die Idee Mallorca mal von einer anderen als der „Ballermann Seite“ zu zeigen ist viel versprechend