Gerne auch Kurzgeschichten
Di., 16. April 2013
Alles begann an meinem ersten Rechner. Der stand im Büro meines Mannes, in dem ich halbtags die Büroarbeiten übernommen hatte. Anfangs eine absolute Gegnerin dieser unpersönlichen Emails, fand ich irgendwann doch Gefallen daran. Und so begann mein Tag mit einer Tasse Kaffee und dem Lesen und Beantworten meiner Mails, die meist von meiner Freundin Pia stammten, die mit ihrer Familie in die Normandie ausgewandert ist.
Nach etwa einem Jahr reger Korrespondenz klingelte mein Telefon und meine Freundin war dran. „Hör mal“, schnappte sie verschnupft, „ich habe gerade unseren Mail-Verkehr als eine Art Tagebuch ausgedruckt und bin erschüttert!“
„Wieso?“, habe ich gefragt. Was bitte sollte an den Mails zweier Freundinnen so schlimm sein, dass Pia dermaßen unterkühlt klang?
„Das ist das typische „ich-habe-kleine-Kinder-und-bin-genervt-Geschreibe“, das muss aufhören!“, wetterte Pia in den Hörer und ich fragte mich echt, welche Laus ihr über die Leber gelaufen war, oder besser, welche Horden von normannischen Riesenläusen, von denen ich bis dato noch nie gehört hatte …
Lange Rede, kurzer Sinn, zu diesem Zeitpunkt hatten wir beschlossen, dass „größere Ärgernisse“ von Stund an umformuliert werden müssen, und zwar in Form einer „witzigen“ Kurzgeschichte.
Einige Zeit später — ich hatte mich gerade über meinen Mann geärgert — begann ich nun zu fabulieren und meine Wut in „lustige“ (hahaha) Worte zu kleiden. Da ich aber niemals „hinter Franks Rücken“ lästern und das auch noch schriftlich weiterleiten würde, habe ich meine Kurzgeschichte ausgedruckt, sie meinem Mann auf den Schreibtisch gelegt, damit er sie, sobald er nach Hause kam, absegnen konnte, und bin schlafen gegangen.
Ich war gerade so schön weggedusselt, als mich seltsame Geräusche weckten. Erschrocken fuhr ich hoch und lauschte. Das konnte nicht wahr sein. Für einen Herzinfarkt ist er doch noch ein bisschen zu jung, oder?, schoss es mir durch den Kopf und ich stürzte über die Treppe nach unten ins Büro. Der arme Mann japste ja geradezu nach Luft!
Ich riss die Bürotür auf, stürzte barfuß und völlig aufgelöst zum Schreibtisch und da saß er nun, der Mann, um den ich mich so gesorgt hatte. Tränen liefen über seine Wangen, so heftig lachte er. Meine Kurzgeschichte, in der er die männliche Hauptrolle ergattert hatte, gefiel ihm ganz offensichtlich. Wer hätte das gedacht?
Fazit:
Es heißt immer, wir Frauen reden zu viel, und vielleicht ist da wirklich was dran. All die vorwurfsvollen Worte, die ich unter normalen Umständen gegen diese Mauer aus Abwehrhaltung geschmettert hätte, die Mann stets vor einer nörgelnden Frau aufbaut, fanden nun in einem Lachanfall ihr krönendes Ende.
Ich hatte alles, aber auch alles, was ich schon immer mal sagen wollte humorvoll „untergebracht“ und das ist absolut angekommen, weil der Vorwurf fehlte.
Kein Streitgespräch hätte mit diesem Erfolg mithalten können.
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